Tatort Biodiversität 2025
Auf Spurensuche in der biologischen Vielfalt
Bunt und vielfältig wie die Biodiversität selbst präsentierte sich der diesjährige supergut-Event „Tatort Biodiversität“ in Schaan. Im besonderen Fokus standen diesmal praxisnahe und innovative Wege in Sachen Wissensvermittlung sowie die Frage, welchen Beitrag unsere Ernährung für biologische Vielfalt und Nachhaltigkeit leisten kann.

Schon lange vor Veranstaltungsbeginn füllte sich der überdachte Lindahof mit aufgeregten Kindern und deren Eltern. Der Grund: Julian Janssen – als „Checker Julian“ bestens aus dem KIKA-Kinderwissensprogramm bekannt – lud im Vorfeld zum lockeren Meet & Greet und stellte sich den unzähligen Fragen und Selfie-Wünschen der jungen Generation. Schon zuvor war er im Land unterwegs, um persönlich jene Projekte unter die Lupe zu nehmen, die im Rahmen des supergut-Schulwettbewerbs eingereicht wurden und aus denen am heutigen Tag der Gewinner gewählt werden sollte. „Neben den tollen Ideen begeistern mich auch die unterschiedlichen Fragen, die viele Kinder extra für mich vorbereitet haben“, freute sich der TV-Star.


Nach dem lebendigen Auftakt im Lindahof ging es für Jung und Alt drinnen im grossen Saal weiter, der mit insgesamt 420 Besuchern und Besucherinnen bis auf den letzten Sitzplatz besetzt war. Nach kurzer Begrüssung durch Moderator Peter Beck und Geschäftsführerin Michelle Kranz der Hilti Family Foundation Liechtenstein wurden die ersten vier liechtensteinischen Projekte und Initiativen von Biodiversitätern und Biodiversitäterinnen in knackigen Kurzpräsentationen vorgestellt. Von Gemeindevorsteher Johannes Hasler, der vom Anpflanzen eines sortenreichen Obstgartens sowie von Biodiversitätsflächen auf der Freizeitanlage Grossabünt berichtete über Claudia Ospelt-Bosshard, die von dem mit tatkräftiger Mithilfe von Hilti Mitarbeitenden naturnah mit regionalen Pflanzen aufgewerteten Schaaner Firmencampus erzählte, bis zu Dithmar Meier, der mit seinem Verein RehkitzRettung mittels Drohnen allein in den letzten drei Jahren bereits 130 junge Rehe vor dem Mähtod rettete. Zudem schilderte noch Daniel Büchel, wie er als Privatperson gemeinsam mit acht anderen engagierten Naturfreunden und Naturfreundinnen durch das Anlegen von Blühflächen gegen das Insektensterben vorgeht.




Mit einem Blick zurück begann danach Christoph Schmitz seine Keynote. Vor 13 Jahren startete der Wissenschaftler, Vordenker und erfolgreiche Sozialunternehmer ein Pilotprojekt, um Kindern die Zusammenhänge zwischen Ernährung und Natur wieder näherzubringen. Letztlich war dies der Startschuss eines einzigartigen Bildungsprogramms, über das mittlerweile rund 400‘000 Kinder und Jugendliche in mehr als 2‘000 Bildungseinrichtungen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein erreicht werden konnten und über 100‘000 m2 Lerngärten entstanden. Für Christoph Schmitz Ansporn und Auftrag zugleich, mit allen zukünftigen Bemühungen und Projekten auf einen nachhaltigen Systemwandel abzuzielen, der auf drei Hebeln aufbauen soll: Digitalisierung, Ausbildung und politische Arbeit.

Praxisnah und innovativ ging es im Programm weiter: Flurina Seger, Projektleiterin Biodiversität in der Hilti Family Foundation Liechtenstein und zuständig für „supergut“, präsentierte die beiden mobilen, aus heimischen Holz gefertigten supergut LABS, die bereits im Lindahof bestaunt werden konnten. Ab September werden diese „fliegenden Klassenzimmer“ in Liechtenstein auf Reise gehen, um Kinder und Jugendliche vor Ort an deren Schulen das Thema Biodiversität mit anschaulichen Informationen und spannenden Experimenten erlebbar zu machen. „Die Vermittlung erfolgt so auf eine ganz neue Art – und vor allem: draussen in der Natur und nicht im Klassenzimmer. Wir sind schon extrem gespannt, wie das ankommen wird“, blickt Projektleiterin Flurina Seger erwartungsvoll auf die ersten Rückmeldungen.

Nachfolgend war nochmals Julian Janssen gefragt: Als „Checker Julian“ war er vorab in Liechtenstein unterwegs, um sich persönlich ein Bild der drei von einer Expertenjury ausgewählten Projekte der Oberschulen Vaduz und Eschen sowie der Primarschule in Nendeln im Rahmen des supergut-Schulwettbewerbs zu machen. Mittels Live-Voting im Saal ging schliesslich die Oberschule in Eschen als strahlende Siegerin hervor, die sich um die Revitalisierung eines alten Weihers auf dem Schulgelände kümmern möchte.
Im Anschluss wurden noch vier weitere Projekte aus Liechtenstein präsentiert, die auf ganz unterschiedlichen Ebenen für mehr Biodiversität sorgen. Zunächst war Michael Scheiber an der Reihe, der als Küchenchef des Betriebsrestaurants „Heats“ auf dem Hilti Campus bei der Verpflegung von rund 900 Mitarbeitenden täglich unter anderem auf folgende Zutaten setzt: Einkauf von lokalen, nachhaltig produzierten Rohstoffen, vegane Gerichte sowie die Lieferung der Speisereste an eine örtliche Biogasanlage. Auch für Susanne Miescher Schwenninger stand in ihrer Kurzvorstellung der Bereich Ernährung im Fokus. Die liechtensteinische Lebensmittelbiotechnologin ist Dozentin an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und setzte sich in einer in Kooperation mit dem Verein Feldfreunde initiierten Projektarbeit mit den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Mikroorganismen in der Lebensmittelproduktion auseinander. In Folge zeigte Ewald Pammer aus der Triesner Backwerkstatt Frommelt auf, wie er mit Hilfe von hochwertiger heimischer Getreidevielfalt aus lediglich Mehl, Wasser und Salz schmackhafte Backwaren zaubern kann. Und zu guter Letzt beleuchteten noch Elisabeth Müssner und Sandra Fausch den von ihnen gegründeten Verein Ackerschaft, der ein buntes Spektrum von naturnahen Schulprogrammen bis zu stimmungsvollen Nachernten für weniger Food Waste bietet.

Zum Abschluss bat Moderator Peter Beck noch eine hochkarätige Expertenrunde bestehend aus Susanne Miescher Schwenninger, der alpinen Naturköchin Rebecca Clopath sowie Christoph Schmitz zu einem kurzen Talk auf die gleichermassen kunstvoll wie natürlich ausgestattete Bühne. Trotz unterschiedlicher beruflicher Zugänge betonten alle drei, dass die Bewusstseinsbildung für mehr biologische Vielfalt beim Essen von grundlegender Bedeutung sei. Wesentlich wäre dabei kein sentimentales Rückbesinnen auf vergangene Zeiten, sondern vielmehr eine zeitgemässe Weiterentwicklung. „Wünschenswert wäre eine Symbiose aus der Erfahrung von früher mit dem Wissen von heute“, brachte es Rebecca Clopath auf den Punkt.
Passend zum Thema klang das Event mit einem reichhaltigen Apéro aus der AckerKüche stimmungsvoll im Lindahof aus. Unter den vielen, die dort den anregenden Abend noch in Ruhe auskosteten, befand sich auch Nico Imthurn aus der Oberschule Eschen, die mit ihrem Weiher-Projekt den Schulwettbewerb gewinnen konnten. Den hölzernen Pokal fest in Händen haltend, fasste der 13-Jährige die Veranstaltung noch mit einem einzigen Satz treffend und für alle symbolhaft zusammen: „Wichtig ist nicht der heutige Sieg, sondern dass die Projekte umgesetzt werden und wir einen Beitrag leisten."



Text: Paul Herberstein
Bilder: Tatjana Schnalzger und Michael Zanghellini
Sensenmähen
Steinegerta Schaan

14. Juni 2025
6:00 bis 14:00 Uhr, Bushaltestelle Rizlina, Triesenberg
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Goldruteneinsatz
Liechtensteinische Gesellschaft für Umweltschutz

14. Juni 2025
8:00 bis 12:00 Uhr
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21. Juni 2025
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28. Juni 2025
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Sommerschnitt und Pflanzenschutz
Verein Hortus

1. Juni 2025
Verein Hortus
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CIPRA International

27. und 28. Juni 2025
SAL, Schaan
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