Kuhfladen

Minibiotope mit beeindruckender Artenvielfalt

Wer an Kuhfladen in Wiesen und Weiden vorbeispaziert, vermutet wohl kaum, dass dieser tierische Dung eine wichtige Lebensgrundlage für verschiedenste Organismen darstellt. Sobald die feuchten, rund 2 kg schweren Fladen auf den Boden fallen, werden sie von unzähligen Tieren besiedelt.

Nahrungsquelle und Brutstätte

Einige Insektenarten (wie Mistkäfer, Dungkäfer und Schmeissfliegen) legen ihre Eier in den frischen, teils noch warmen Kuhfladen, von dem sich dann später ihre Larven ernähren. Die feuchtwarme «Kinderstube» beschleunigt die Entwicklung dieser Dungfresser. Die kotfressenden Larven und Insekten sind wiederum Nahrung für insektenfressende Tiere. Wenn die Oberfläche des Kuhfladens austrocknet, bohren Dungkäfer kleine Löcher und schaffen so Hohlräume, die einerseits den Fladen durchlüften und zugleich passierbare Gänge für andere Fladenbewohner schaffen, um an den weichen Dung zu gelangen. 

In und auf einem Kuhfladen leben etwa 200 verschiedene Käfer- und Fliegenarten. Auch Asseln, Milben, Springschwänze, Faden- und Regenwürmer, Pilze und unzählige Mikoorganismen sind Teil dieser Fladengemeinschaft. Sie alle tragen zur Zersetzung dieser belebten «Wiesenpizza» und Rückführung von Nährstoffen in den Boden bei. Dieser Abbauprozess dauert etwa 40-60 Tage. Ohne dieses Wirken der Kuhfladenfauna würde sich der Kuhmist in unseren Wiesen und Weiden stetig anhäufen. Wenn man bedenkt, dass eine Kuh pro Tag ca. 10 Fladen absetzt, wird deutlich, wie wichtig die kotfressenden Kuhfladenbewohner sind.

Ausgestattet mit diesem Hintergrundwissen werden Sie vielleicht beim nächsten Spaziergang oder einer Wanderung, wo Sie auf Kuhfladen treffen, dieses «Mini-Biotop» mit einer wertschätzenden Optik wahrnehmen und erkennen, dass «shit happens» in unserer Kulturlandschaft ökologisch durchaus Sinn macht.

Jürgen Kühnis

Jürgen Kühnis

Jürgen Kühnis ist Ökologe und Experte für Umwelt- und Biodiversitätsbildung und kennt sich daher supergut mit allem aus, was bei uns kreucht und fleucht. 
Mehr zu Jürgen

Rund um den Obstbaum

Kursreihe

4-teilige Kursreihe rund um den Obstbaum
ab Februar 2025
Weitere Informationen

Vortrag

"Jagdlebensräume des Alpenlangohrs sind gefährdet!"

Mittwoch, 26. Februar 2025
18 - 19 Uhr
Mariahilf-Kapelle in Mäls und der Pfarrkirche Gretschins
Weitere Informationen

Insektenhotel bauen

Vatertag

Samstag, 15. März 2025
von 11 - 16 Uhr, 
Preis: gratis
Mühleholzmarkt Vaduz
Weitere Informationen

Rhein-Revitalisierung

Workshop

Montag, 17. März 2025
17:00 Uhr
beim Amt für Bevölkerungsschutz, Vaduz
Weitere Informationen

Alpen

Zukunftsforum

H2O: kostbar, kraftvoll, knapp
27. - 28. Juni 2025
SAL, Schaan
Weitere Informationen