Pelz, Federn und Winterspeck
Überwinterungsstrategien unserer Wildtiere
30.11.2023 – Jetzt sind sie wieder da, die langen, gemütlichen Winterabende. Eingewickelt in warme Decken oder in der Nähe des wärmenden Ofens, geniessen wir die ruhige Jahreszeit. Aber was machen jetzt die Tiere draussen in der Natur?
Für Wildtiere ist der Winter eine echte Herausforderung. Um in Schnee und Kälte bestehen zu können, benötigen sie viel Energie. Das Dilemma: Nahrung ist zu dieser Jahreszeit sehr knapp. Doch im Lauf der Evolution haben Wildtiere eine Vielzahl raffinierter Strategien entwickelt, um den kalten, entbehrungsreichen Winter trotzdem zu überleben.
Pelz, Federn und Winterspeck
Steinbock, Hirsch, Gams, Reh, Fuchs und viele andere wildlebende Säugetiere schützen sich vor der winterlichen Kälte mit einem dicken Pelz. Die einzelnen Haare im dichten Fell sind zwecks Isolation mit Luft gefüllt. Auch die Vögel «arbeiten» mit Luft. Plustern sie ihr Gefieder auf, entstehen zwischen den einzelnen Federn Lufttaschen, die hervorragend isolieren. Zahlreiche Wildarten setzen noch einen weiteren Joker ein, um die Wintermonate sicher zu überstehen. Sie futtern in den Sommer- und Herbstmonaten eine dicke Speckschicht an, von der sie dann bis in den Frühling hinein zehren können.
Winterschlaf
Eine andere Strategie hilft Kleinsäugern wie Murmeltier, Siebenschläfer, Fledermaus und Igel, den Winter zu überleben. Im Bau, in Baumhöhlen, in verlassenen Gebäuden oder unter einem Ast-/Laubhaufen verbringen sie schlafend die kalte Jahreszeit. Sie senken ihre Körpertemperatur und alle Körperfunktionen drastisch ab. Sie verbrauchen dadurch weniger Energie und können dank ihren im Sommer und Herbst angefutterten Fettreserven überleben. Um den Wärmeverlust so gering wie möglich zu halten, kuscheln sich Murmeltiere, Fledermäuse und Co. eng zusammen und können sich damit gegenseitig warmhalten.
Winterruhe
Andere Arten wie Dachs, Eichhörnchen oder Braunbär machen keinen Winterschlaf. Sie dösen in einer sogenannten Winterruhe. Je nach Strenge des Winters wachen sie immer wieder mal auf, verrichten ihr Geschäft und suchen gelegentlich nach Nahrung. Das Eichhörnchen greift dabei gerne auf seine im Herbst angelegten Depots mit Vorräten aus Nüssen und Samen zurück.
Wildtiere haben eine Vielzahl raffinierter Strategien entwickelt, um den kalten Winter zu überleben
Winterstarre
Werden die Tage kalt und frostig, fallen Frösche, Eidechsen, Schildkröten, Fische und Insekten in eine Winterstarre. Sie passen ihre Körpertemperatur der Aussentemperatur an. Insekten wie der Marienkäfer oder der Zitronenfalter wenden einen besonders raffinierten Trick an. Im Körper produzieren sie eine Art Frostschutzmittel. Selbst wenn es eisig kalt wird, friert ihre Körperflüssigkeit nicht ein.
Südwärts wandern, um zu überleben
Es gibt auch Wildtiere, die fliehen vor der kalten Jahreszeit südwärts in wärmere Gefilde. Unzählige Vögel, Säugetiere und Insekten machen sich bereits ab August auf den Weg ins Winterquartier und legen dabei teilweise Tausende Kilometer zurück. Im darauffolgenden Frühjahr kehren sie dann wieder in unsere Region zurück.
Markus Stähli
Winterruhezone
Da Wildtiere im Winter mit ihrer Energie besonders haushälterisch umgehen müssen, sind ab dem 15. Dezember bzw. 1. Januar wichtige Winterlebensräume in Liechtenstein mit einem Betretungsverbot belegt. Falls du beabsichtigst, dich abseits der offiziellen Winterrouten in unberührte Gebiete zu begeben, muss du in jedem Fall die Beschilderungen vor Ort berücksichtigen. Am besten planst du solche Touren durch vorgängiges Studium der Route im Internet (http://geodaten.llv.li/geoportal/Wildruhezonen.html).
Markus Stähli
Markus Stähli ist Umweltjournalist und Naturfotograf und daher supergut darin, Themen zu biologischer Vielfalt in Wort und Bild zu packen.
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